Schwarzer Freitag für den islamischen Staat in Kurdistan

  Freitag ist ein heiliger und weihevoller Tag für den Islam, und um so mehr für die Islamisten. Die Kurden haben von allen Seiten gerade am Freitag angegriffen

YDie Kurden besetzten heute nach monatelangen Kämpfen gleich zwei wichtige und strategische Städte in Händen des islamischen Staates. Jesider Metropole Sengal (Schar) in Irakisch-Kurdistan, am Nachmittag auch Hol (Hawl) auf der syrischen Seite der Grenze.

Sindschar

Kurdische Stadt Sengal (Schar), der größte Sitz jesider Religionsgemeinschaft, die im Westen des südlichen (Irak) Kurdistan liegt, war zu Beginn des August letzten Jahres durch den Islamischen Staat erobert worden. Es war die einzige schwere Niederlage und Versagen kurdischer Peshmerga mit leider unabsehbaren Folgen: tausende von Jesiden wurden in den kommenden Monaten durch den Islamischen Staat ermordet oder versklavt, zehntausende landeten in Flüchtlingslagern, rund zwanzigtausend Flüchtlinge wurden auf dem riesigen Berg Sengal belagert, hoch über der Stadt, und außer den Terroranschlägen drohte ihnen der Tod durch den Hunger und Durst.

Zu dem Zeitpunkt hat das schlimmste eine Kombination von mehreren Dingen verhindert. Zum einen die tapfere Verteidigung der lokalen jesider Milizeinheiten und peshmerga Guerillakämpfer HPG, die den Berg geschützt haben. Zweitens haben die USA Luftangriffe gegen den islamischen Staat das erste Mal in Schengalu angefangen. Am wichtigsten aber war die selbstlose Operation der Divisionen YPG und YPJ, die trotz ihrer eigenen Misere in Rojava (im benachbarten syrischen Kurdistan) es geschafft haben, genug Kräfte zu sammeln um bis zum Berg Schengal vorzudringen und für ein paar Tage einen humanitären Korridor eröffneten, durch den die meisten Flüchtlinge evakuiert werden konnten. Bevor der nicht haltbare Korridor unterbrochen wurde, konnten die Verteidiger des Berges Schengal durch andere Kämpfer aus YPG und HPG verstärkt werden. All das in einer Zeit, als niemand, nicht einmal Peschmerga, nicht mehr als eine verzweifelte Verteidigung Zustande gebracht haben.

Eine weitere Folge der Kämpfe um den Berg Schengal trat sechs Monate später ein, im Dezember letzten Jahres. Umfangreiche und langfristig vorbereitete Offensive der Peschmerga befreite Gebiete nördlich und nordöstlich des Berges Schengal und brach die Belagerung, in der ihre Verteidiger waren. Im Westen, entlang der ehemaligen Grenze zu Syrien, befreiten einen großen Landstreifen die Einheiten YPG, YPJ und MFS in Zusammenarbeit mit HPG Guerilla (der militärische Flügel der PKK) und mit befreundeten Einheiten jesider YBS. Peschmerga und andere Einheiten haben eine Zeit lang die Stadt betreten, aber schließlich wurden sie an den Rand gedrängt und der Kampf hat sich zu einem Monat Grabenkämpfen entwickelt.

Bis vor wenigen Tagen. Durch massive Bombenangriffe der Alliierten und eine bessere Ausgangsposition, die in den letzten Tagen durch Guerilla-Truppen erobert wurde, starteten die Kurden einen Angriff auf die Stadt. Die Verteidigung der Terroristen des islamischen Staates ist vor motivierten Kurden buchstäblich zusammengebrochen und so war der Präsident der kurdischen Regionalregierung in der Lage, heute den Sieg bekannt zu geben.

Die Peschmergas haben somit vielleicht endlich ihren einzigen Misserfolg wieder gut gemacht. Der Preis für den Krieg ist aber hoch - tausende jesider Frauen sind immer noch in der Sklawerei der Islamisten, hunderte von Dörfern südlich von Schengalu sind immer noch besetzt und Schengal selbst ist eine Ruine ...

HOL

Stadt Hol (Hawl) liegt auf der syrischen Seite der Grenze. Es ist nicht nur der Schlüssel, um das gesamte Gebiet südwestlich der Hauptstadt Haseke zu kontrollieren, sondern auch ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt für die Verbindung mit den besetzten Gebieten in Irak. Das wurde nun endlich sowohl im Hol als auch in Schengalu unterbrochen. Aus logistischer Sicht ist Dank den Kurden der islamische Staat fast in zwei Teile getrennt.

Die Befreiung kam nach wochenlangen Kämpfen, und auf ihr Konto können es sich die syrischen demokratischen Kräfte (Syrian Democratic Forces) schreiben - eine neu gebildete Koalition aus prodemokratischer Miliz, der YPG, YPJ und syrischen Christen zusammengesetzt, und syrischen Militärrates - MFS, arabischen Stammesarmeen Al-Sanadid forces, einige Brigaden der Rebellen Freie Syrische Armee (FSA) und andere Stammesmilizen. 

 

Yekta Uzunoglu und Ondrej Hatas

 

 

 

 

Autor: Yekta Uzunoglu | pondělí 16.11.2015 21:13 | karma článku: 11,94 | přečteno: 479x